Interview mit Ulrich Gössler

 

Interview mit Ulrich Gössler über Taichi in der Therapie


Lilun:

Ulrich, Du beschäftigst Dich beruflich mit Taichi in der Therapie. Bitte beschreibe Du uns doch kurz Deine Tätigkeit.

 

Ulrich Gössler:

Durch meine beruflichen Voraussetzungen hat es sich ergeben, ein Verbindung zwischen Wu-Stil Taichi und der westlichen Medizin herstellen. Dabei betrachte ich sämtliche Bewegungen des Taichi aus physiologischer und bewegungsökonomischer Sicht. Ziel ist ein „natürlicher“ Bewegungsablauf. Dazu muss man das System aus Gelenken, Bändern, Sehnen und Muskeln als ein Ganzes betrachten. Physiologische und bewegungsökonomisch heißt hier, dass sich alle Gelenkachsen und -ebenen im richtigen Zeitgefüge zueinander bewegen sollen. Dann sind die Gelenke optimal ausgerichtet und das Gesamtsystem kann bei minimalem Aufwand maximale Leistung erbringen. Dies kann man beim Taichi sehr gut üben und anschließend in alle Bewegungen des Alltags übernehmen.

 

Lilun:

Unterrichtest Du Taichi für Patienten ohne Einschränkungen?

 

Ulrich Gössler:

Wenn man die nötige Sorgfalt walten lässt, kann ohne Einschränkungen gearbeitet werden. Bei schwierigen Fällen, zum Beispiel bei psychosomatischen Krankheiten, muss immer mit Kontakt zum behandelnden Arzt gearbeitet werden.

 

Lilun:

Welche Erfolge kannst Du bei Deinen Patienten beobachten?

 

Ulrich Gössler:

In meinen Kursen habe ich, bezüglich des schulmedizinischen Krankheitsspektrums, eine sehr vielschichtige Klientel. Es fängt an bei Wirbelsäulen und Gelenkbeschwerden, Blutdruckstörungen, Nachbehandlung nach Schlaganfall, nach Drogenentzug u.v.a. Bei korrektem Unterricht und der Bereitschaft zu täglichem Üben sind in allen diesen Bereichen Verbesserungen zu beobachten. Zum Beispiel bereitet die Wirbelsäule weniger Probleme und ist beweglicher.

Bei hohem Blutdruck optimiert sich der obere und – noch wichtiger – der untere Wert. Bei Schlaganfallopfern verbessert sich die Körperkoordination und Sprache. Nach Drogenmissbrauch stellen sich eine innere Stabilität und ein gestärktes Selbstwert- und Zugehörigkeitsgefühl ein. Aufgrund dieser Erfahrungen denke ich, dass Taichi sowohl in der Prävention als auch in der Rehabilitation einsetzbar ist. Taichi ist also eine Ergänzung zur Schulmedizin.

 

Lilun:

Wie siehst Du die Zukunft des Taichi in Bezug auf die Therapie?

 

Ulrich Gössler:

Taichi hat diesbezüglich sicher eine Zukunft, aber zur Zeit steckt man noch in den Kinderschuhen. Ich denke, man muss die Ausbildung der „Taichi-Therapeuten“ noch wesentlich verbessern, um ein angemessener Gesprächs- und Arbeitspartner im medizinischen Sektor zu sein.

 

Lilun:

Wir danken Ulrich Gössler für das interessante Gespräch.

 

(aus „Taichi-Lilun“, Themenheft zur Theorie des Wu-Stils Taichi, Heft 1, 2004)

 

 


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