Taichi - Chuan

 Der Ursprung

 

Der historische Hintergrund ist sagenumwoben und eher eine Legende: Der Mönch Zhang Sanfeng soll im 13. Jahrhundert am Berg Wudang diese Kunst entwickelt haben, als er eine Schlange und einen Kranich beim Kampf beobachtete. Sicher ist, dass Meister Chen Wangting (1597-1664) eine erste Übungsform entwickelte, ursprünglich vermutlich um seine Krieger

besser auf reale Kämpfe vorzubereiten.

 

 

Die Entwicklung


In den folgenden Jahrhunderten wurde das Tai Chi-Chuan nur innerhalb der Familien weitergegeben. Aus dem Chen-Stil heraus entwickelte sich der Stil der Familie Yang.
Das Wu Tai Chi-Chuan hat seinen Ursprung in der Mitte des 19.Jarhunderts und geht auf seinen Begründer Wu Quanyou zurück, der Schüler u.a. von Yang Lutan und Yang Banhou war, den damaligen Hauptvertretern aus der Tradition des Yang Tai Chi-Chuan.
Das traditionelle Wu Tai Chi-Chuan wurde von Wu Jianquan dem Sohn von Wu Quanyou in familiärer Tradition weitergetragen und gelangte über ihn am Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals an die Öffentlichkeit.
Sein Schwiegersohn und gleichzeitig Meisterschüler war Ma Yueliang, der als erster aus der Tradition der Familie Wu heraus nach Europa reiste, um hier das Wu Tai Chi-Chuan bekannt zu machen. Ma Yueliang schrieb seine Entwicklung und den Erwerb von hochrangigen Kampfkünsten im Taijiquan seiner Kombination von korrekter und geduldiger Praxis mit Qigong sowie seinem Wissen über westliche medizinische Wissenschaft zu. Er hatte das Gefühl, dass seine Auseinandersetzung mit der Western Medical Science ihn über die vielfältigen gesundheitlichen Vorteile von Bewegung und die Optimierung des Trainingsprozesses aufklärte. Seine Erklärungen enthielten oft Details über die 8 Türen (Bagua) und Fünf Schritte (Fünf Phasen) sowie die westliche Physik.

 

 

Die Bedeutung des Namens

 

Der Begriff Tai Chi-Chuan setzt sich aus zwei verschiedenen Worten zusammen: 太 极 Tai Ji (Taichi) und 拳 Quan (Chuan). Tai JI trägt wörtlich übersetzt die Bedeutung „höchster Dachfirst“ oder allgemeiner auch „das höchste Äußere“. Das Zeichen 拳 Quan bedeutet Faust und weist auf den Aspekt der Kampfkunst hin.

Der Begriff Tai Ji entstammt dem Yi Jing (Buch der Wandlungen), einem der Klassiker der chinesischen Kulturgeschichte. Darin heißt es:
In den Wandlungen gibt es das Tai Ji, dieses bringt die Zwei Instrumente hervor. Die Zwei Instrumente bringen die Vier Bilder hervor, und die Vier Bilder bringen die Acht Trigramme hervor.

In einem anderen Text aus dem 18. Jahrhundert heißt es:
Das Tai Ji ist, was Wu Ji hat geboren
Es ist von Yin und Yang die Mutter
Bewegt man diese, dann ist Trennung
Beruhigt man sie, dann ist Vereinigung

Das Tai Ji (Tai Chi) birgt ein schöpferisches Prinzip, doch ist es nicht mit einem personifizierten Gott zu vergleichen.

 

 

Philosophie in der Übung

 

Es ist nicht ganz klar, wo der genaue Ursprung der Bezeichnung Tai Ji Quan für diese Kampf und Bewegungskunst herkommt. Frühere Bezeichnungen für das Tai Ji Quan waren 十三式 Shi San Shi (Dreizehn Gesten) oder 长拳 Chang Quan (Das lange Boxen).

Mit der Namensgebung Tai Ji wurde ein sehr zentraler Begriff der chinesischen Philosophie aufgegriffen, der in vielen Schriften der Tradition des Daoismus aber auch Neokonfuzianismus ein Rolle spielt. Daher sind auch die theoretischen Abhandlungen des Tai Chi-Chuan mit Begriffen dieser Denkschulen durchzogen. Doch nicht nur in der Theorie, auch in der direkten Anwendung und Übung finden sich daoistische Prinzipien wieder, wie z.B. das 无为 Wu Wei. Dieses Prinzip des „Handeln durch Nichthandeln“ beschreibt die innere Haltung, nicht gegen die Natur der Dinge zu handeln, sondern mit ihr. Bezogen auf die Selbstverteidigung durch Tai Chi-Chuan bedeutet das:
Dem Gegner wird keine direkte Kraft entgegengebracht, sondern man geht mit der Kraft des Gegners, um ihn zu bezwingen.

Auch in der Übung der Formen ist zur Entfaltung des Qi ein ganz wesentlicher Aspekt des Loslassens, das „nicht zwingen wollen“ oder kurz gesagt: die Natürlichkeit.

 

 

1986

 

Ma Jiangbao, einer seiner Söhne, der Ma Yueliang auf dieser Reise begleitete, kam 1986 wieder zurück nach Deutschland um das Wu Tai Chi-Chuan in Europa weiter zu etablieren.
Ma Jiangbao lernte das Traditionelle Wu Tai Chi-Chuan von Kindesbeinen, wurde von seiner Familie öffentlich als bester Familienpraktiker anerkannt. Er gab sein Wissen an viele Schüler weiter, welche inzwischen in den verschiedensten Ländern Europas trainieren und ebenfalls unterrichten.

 

Heute

 

Als sein Meisterschüler seit 1986 lag der Schwerpunkt  zunächst auf dem Erlernen der Formen. 2005 begannen Meister Ma und ich die Basisübungen und die Form aus medizinischen Gesichtspunkten anzusehen. Die Bewegungen sind aus physiologisch und biomechanischer Sicht erklär- und nachvollziehbar. Somit führen wir im Wu Tai Chi Medical Zentrum die medizinische Tradition, welche sein Vater einst begründet hat, fort. 


Literatur

 

Wirklich gute Literatur ist schwer zu finden. Die derzeit wenigen sinnvollen Werke sind:

  • WU-Stil Tai Ji Quan von Nina Wagner & Werner Klüfer, Benjamin Kasenda (ISBN 978-3-932330-03-2)
  • Tai Chi Chuan von Ma Jiangbao (ISBN 3-932330-91-9)
  • Tai Chi Chuan: Das Wesen einer traditionellen Kunst, Ma Jiangbao

 

Videos zu Wu-Tai Chi mit Meister Ma sind bei YouTube zu finden

 

 

Interviews

 

Meister Ma Jiangbao unterrichtete von 1986 bis Oktober 2016 in Westeuropa. Sein Urgroßvater begründete vor über 100 Jahren einen eigenen Stil, der sich nun schon in der fünften Generation fortsetzt.

 

 

Interview mit Ulrich Gössler über Tai Chi in der Therapie.

 

 


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